Anfang des Jahres haben mein Kollege Falk Andreas und Ich uns der Planung und Umsetzung eines bereits länger angedachten Projekts gewidmet. Es geht leicht verkürzt gesagt um besseren Sound. Genauer gesagt wäre vielleicht noch: um ausgewogeneren Sound.
Das Problem
Jeder Raum hat akustische Probleme. Stellen wir uns als Extrembeispiel ein Badezimmer vor. Dort sind die Probleme offensichtlich. Es hallt. Woran liegt das? Zum einen an den vielen glatten Oberflächen zum anderen an der Geometrie eines Raums. Glatte Wände wirken wie Spiegel für auftreffenden Schall. Da die Wände sich meist parallel gegenüber stehen, ebenso wie Decke und Boden (denn dem Schall ist oben und unten egal – er breitet sich kugelförmig aus) gibt es ein endloses hin und her zwischen den Reflexionsflächen. Der typische Badezimmer-Sound.
Lösungsansätze
Wer hat hier gerade Eierkartons gesagt? Eierkartons an den Wänden kann man wohl getrost unter der Rubrik „akustische Mythen“ abtun. Aber Fakt ist: Mit den Reflexionsflächen (auch bekannt als Wände, Decke und Boden) muss was passieren. Plant und baut man ein professionelles Studio, kann man einen Faktor von vornherein beeinflussen, den man in gewöhnlichen Räumen nur schwer nachträglich beeinflussen kann: die oben genannte Raumgeometrie. Wer sagt, dass ein Raum einen rechteckigen oder quadratischen Grundriss haben muss? Plant und baut man Wände und Decken ohne Parallelität zueinander, wird schon einmal vieles besser. Der Hall ist zwar immer noch da, aber er verteilt sich diffuser im Raum. Das klingt ausgewogener. Dennoch hallt es noch. Und das wollen wir verhindern.
Weitere Lösungsansätze und neue Probleme
Polstermöbel, Vorhänge, Teppiche. Alles was flauschig und schwer ist. Wie im Wohnzimmer halt. Das wird den Klang verändern. Zum positiven. Die Nachhallzeit wird deutlich sinken. Polster, Stoffe und ähnliches zählen zu den sogenannten porösen Absorbern. Sie wirken je nach Dicke und Beschaffenheit gut in den hohen und mittleren Frequenzen. In den tieferen Bereichen, dort wo Beispielsweise der Grundtonbereich der Stimme liegt (100-400Hz) sind die Wellenlängen des Schalls so lang, dass diese sich davon nicht beeindrucken lassen. Das Ergebnis ist ein Raumklang, der in den hohen und mittleren Frequenzen eine kurze Ausklangzeit hat (also „trocken“ klingt), in den tieferen Bereichen aber weiterhin länger ausklingt. Diese Maßnahmen allein führen also ggf. zu einem unausgewogenen Ausschwingverhalten des Raums. Hier gilt nicht „viel hilft viel“. Denn je mehr wir den Raum „obenrum“ bedämpfen, desto unausgewogener wird dieses Verhältnis und je mehr fallen diese tiefen Frequenzen im Klangbild auf. Das äußert sich als ein etwas „dröhniger“ Sound.
Absorber vs. Resonator
Um das zurückprallen dieser langen Schallwellen zu verhindern, müssen wir eine signifikant große Fläche des Raums „weich“ machen, so dass sie die Schwingung aufnimmt, statt sie zurück zu werfen. Und hier kommt das Konzept des Resonanzabsorbers oder umgangssprachlich „Plattenschwinger“ genannt, ins Spiel. Diese werden in ihrer Dimension und Beschaffenheit genau passend zum Raum berechnet. Denn die Problemfrequenzen eines Raums sind meist die sogenannten Raummoden. Das sind Frequenzen, deren Wellenlänge genau einmal oder mehrfach in die Geometrie des Raums passen. Also beispielsweise genau dem Wandabstand (oder halbem Wandabstand) entsprechen und sich dadurch aufschwingen. Einen Resonanzabsorber kann man sich wie eine Trommel vorstellen, deren Prinzip wir umkehren. Es ist ein Luftdichtes Gehäuse mit einer Membranfläche. Also ein Feder-Masse-Prinzip. Nur dass wir nicht die Trommel zum schwingen bringen um den Raum anzuregen, sondern mit der vorhandenen Schallenergie im Raum die Membran anregen, damit die Schall- in Bewegung und somit letztendlich in Wärmeenergie umgewandelt wird.
Es hat sich gelohnt
Die Resonatoren sind nicht nur ein optisches Upgrade fürs Studio geworden. Die Nachhallzeit im Bereich 100-400Hz hat sich hör- und messbar verbessert. Der Raum klingt homogener und ausgewogener. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.