Was wir den Hörer*innen zumuten
Dass wir als Unternehmen der Audiobranche das Zepter für gute Klangqualität hoch halten, wird niemanden wundern. Auch sind gut und schlecht natürlich keine absoluten, vergleichbaren Werte. Oft hören wir das Urteil gut im Zusammenhang mit Audioqualität, sobald der oder diejenige Gesprächsteilnehmer*in inhaltlich einwandfrei zu verstehen ist und Rauschen und digitale Artefakte sich in verschmerzbaren Grenzen halten. Aber sollte das unser Anspruch sein? Muten wir unseren Hörerinnen und Hörern nach einem anstrengenden Tag in unzähligen Videokonferenzen ernsthaft zu, einer weiteren als passive*r Teilnehmer*in zu lauschen? Und wenn ja – aus welchem Grund? Weil wir unser Thema für so spannend und relevant halten, dass es diese Zumutung wohl aufwiegt? Oder weil uns vielleicht das Bewusstsein fehlt, was gut in diesem Zusammenhang auch heißen kann?
Zoom-Call und Podcast haben unterschiedliche Anforderungen
Ein Podcast ist kein Zoom-Call. Auch wenn man mit Zoom einen Podcast aufnehmen kann. Es geht uns in erster Linie darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass beide Medien unterschiedliche Zielrichtungen und damit verbundene Anforderungen haben. Ein Video-Call dient in der Regel der direkten Kommunikation zwischen zwei oder mehr Parteien per Bild und Ton. Wichtigster Parameter aus unserer Sicht ist hierbei die Sprachverständlichkeit. Ist diese gewährleistet, wird die Kommunikation zwischen den Teilnehmern massiv vereinfacht. Auch bei der Wahl der Technik spiegelt sich die Sprachverständlichkeit als wichtige Einflussgröße wieder. So ermöglicht zum Beispiel bereits die Teilnahme an einem Video-Call mit einem Laptop ohne externes Mikrofon und Kopfhörer zufriedenstellende Ergebnisse. Dafür sorgt unter anderem der Algorithmus des Videodienstes, der Echos, die durch die Wiedergabe über die eingebauten Lautsprecher und die Aufnahme über das interne Mikrofon des Laptops entstehen, effizient unterdrückt. Auch viele Headsets – so lange sie nicht aus dem Pro-Audio-Bereich kommen – wurden konsequent für eine hohe Sprachverständlichkeit entwickelt und greifen zum Teil massiv in das Audiosignal ein. Das ist gut für den Zoom-Call. Aber schlecht für den Podcast.
Denn bei einem Podcast geht es nicht nur um eine hohe Sprachverständlichkeit. Hier liegt die Messlatte weitaus höher: ein Podcast ist ein Medienprodukt mit eigenen Anforderungen, das an die Hörgewohnheiten der Medienkonsument*innen, die wir ja alle in unserer Freizeit sind, anknüpfen können sollte. Und das fängt damit an, dass wir das Format von Hörer*innenseite aus denken sollten – mit allen damit verbundenen Ansprüchen und Vorlieben. Neben dem Nutzen eines Podcasts (z.B. Wissensgewinn, Unterhaltung etc.) ist aus unserer Sicht die Qualität eines Podcasts der wichtigste Anspruch, den Hörer*innen an das Format haben. Dies gilt sowohl für den Inhalt als auch für die Klangästhetik. Wenn wir einen Videodienst für die Aufnahme eines Podcasts verwenden, sollten wir uns daher immer bewusst sein: entscheidend ist das, was aufgenommen wird und welcher Gestaltungsspielraum sich daraus ergibt. Der Zoom-Call ist nur das Vehikel dazu. Denn die Podcasthörer*innen möchten viel lieber das Gefühl haben, mit den Protagonist*innen des Podcasts an einem Tisch zu sitzen. Und nicht in einem Zoom-Call. Es gibt noch einen weiteren Grund, der für eine hohe Audioqualität spricht:
Schlechte Audioqualität ist anstrengend
Intuitiv wird diese Überschrift bei vielen Zustimmung auslösen. Denn dass klirrende Headsets über schlechte, schwankende Datenleitungen auf Dauer zu Stress führen, klingt nachvollziehbar. Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die dies nahe legen. Bereits 2012 konnte eine Forschergruppe der TU Berlin zeigen, dass mit einer zunehmenden Verschlechterung der Audioqualität auch eine Zunahme der Hirnaktivität zu beobachten war – auch in Bereichen, die bei guter Audioqualität nicht angesprochen wurden, was auf Dauer zu Ermüdung und Erschöpfung führen könne. Und in der von Sapio im Auftrag von Epos durchgeführten Studie aus dem Jahr 2020 „Quality Audio: A Sound Investment – the changing role of audio in business“ geben 95% aller Teilnehmer an, dass sie sich in ihrer Konzentration und Effizienz durch schlechte Audio-Qualität beeinträchtigt fühlen.
Einen weiteren Effekt sollten wir ebenfalls nicht außer acht lassen: ist es bei der Aufnahme von Podcasts üblich, dass sich die Teilnehmer per Bild sehen, so fällt diese Komponente für die Hörer*innen weg. Der Fokus bleibt dann ausschließlich auf dem Audioteil – mit all seinen Stärken und Schwächen…
Der Corona-Welpenschutz ist vorbei
Anfang 2020 begegnete uns ab und an dieses Narrativ. Man behauptete, es sei ja jetzt okay, dass die Podcasts mal nicht so gut klingen würden, da man sich ja jetzt nicht mehr im Studio treffen könne. Das sei der Situation geschuldet und die Hörer*innen würden das schon verzeihen.
Bei einem täglichen Nachrichten-Podcast könnte man dieses Argument ja auch noch für ein, zwei Episoden gelten lassen. Aber das tolle an Podcasts ist ja unter anderem, dass viele Episoden auch noch in ein paar Jahren gehört werden. Besonders, wenn es inhaltlich keinen tagesaktuellen Bezug gibt. Und eines Tages wird diese Pandemie vorbei sein. Und was bleibt dann zurück? Ein schlecht klingender Podcast und genervte Hörer*innen. Oder noch schlimmer: weniger Hörer*innen.
Uns hat die aktuelle Situation gezeigt, wieviel Nachholbedarf es mal wieder an allen Fronten gab und gibt. An Tools, an Technik, an Know How. Und da nehmen wir uns selbst natürlich nicht aus. Aber wie kommen wir da raus?
Wie können wir Podcasts besser klingen lassen?
Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller Projektbeteiligten und nimmt sowohl Auftraggeber*in, den Audiodienstleister*in, als auch die aufzunehmenden Podcast-Teilnehmer*innen in die Pflicht. Der Auftraggeber sollte sich vorab im Klaren darüber sein, dass er bei der Beauftragung der Produktion einen gewissen Standard an Audioqualität erreichen möchte und dafür sicherheitshalber etwas zusätzliches Budget einplanen.
Der Audiodienstleister bzw. das Tonstudio sollte den Auftraggeber hinsichtlich der Produktionsmöglichkeiten gut beraten können und bei Bedarf in der Lage sein, zusätzlich Technik an die Podcast-Teilnehmer zu verschicken. Es muss sichergestellt werden, dass Technik verwendet wird, die nicht schon während der Aufnahme die Klangästhetik massiv beeinflusst (zum Beispiel durch nicht geeignete Headsets, siehe oben). Das Studio sollte zudem in der Lage sein, lokale Aufnahmen auf den Rechnern der Podcast-Teilnehmer*innen durchzuführen, um so nicht von schwankenden Internetverbindungen abhängig zu sein (End-to-End-Recording). In jedem Fall sollte er auch darauf achten die Podcast-Teilnehmer*innen gut zu briefen hinsichtlich der Vorbereitung des Recordings und der eingesetzten Technik.
Aber auch die Podcast-Teilnehmer*innen haben eine Mitverantwortung für die Audioqualität des Podcasts: denn in einer Remote-Produktion sind sie Teil des Studios. Es hilft das beste Mikrofon nichts, wenn die Aufnahme in einer halligen Küche stattfindet und während der Aufnahme der Kühlschrank wohlig vor sich hin surrt: Das Mikrofon wird eine hallige Küche mit einem wohlig vor sich hinsurrenden Kühlschrank aufnehmen. Und auch wenn manche nicht so gerne mit Kopfhörern arbeiten – für die Aufnahme eines Remote-Podcasts sind sie ein absolutes Muss.
Es ist in der Postproduktion vieles machbar. Dennoch: es ist ein Mythos, dass ich einfach in mein Laptop spreche und der/die Tontechniker*in im Mix „alles gut klingen lassen“. Für einen qualitativ hochwertigen Podcast müssen wir alle an einem Strang ziehen. Es braucht nicht viel und es ist auch nicht teuer. Packen wir es an!
Was wir den Hörer*innen zumuten
Dass wir als Unternehmen der Audiobranche das Zepter für gute Klangqualität hoch halten, wird niemanden wundern. Auch sind gut und schlecht natürlich keine absoluten, vergleichbaren Werte. Oft hören wir das Urteil gut im Zusammenhang mit Audioqualität, sobald der oder diejenige Gesprächsteilnehmer*in inhaltlich einwandfrei zu verstehen ist und Rauschen und digitale Artefakte sich in verschmerzbaren Grenzen halten. Aber sollte das unser Anspruch sein? Muten wir unseren Hörerinnen und Hörern nach einem anstrengenden Tag in unzähligen Videokonferenzen ernsthaft zu, einer weiteren als passive*r Teilnehmer*in zu lauschen? Und wenn ja – aus welchem Grund? Weil wir unser Thema für so spannend und relevant halten, dass es diese Zumutung wohl aufwiegt? Oder weil uns vielleicht das Bewusstsein fehlt, was gut in diesem Zusammenhang auch heißen kann?
Zoom-Call und Podcast haben unterschiedliche Anforderungen
Ein Podcast ist kein Zoom-Call. Auch wenn man mit Zoom einen Podcast aufnehmen kann. Es geht uns in erster Linie darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass beide Medien unterschiedliche Zielrichtungen und damit verbundene Anforderungen haben. Ein Video-Call dient in der Regel der direkten Kommunikation zwischen zwei oder mehr Parteien per Bild und Ton. Wichtigster Parameter aus unserer Sicht ist hierbei die Sprachverständlichkeit. Ist diese gewährleistet, wird die Kommunikation zwischen den Teilnehmern massiv vereinfacht. Auch bei der Wahl der Technik spiegelt sich die Sprachverständlichkeit als wichtige Einflussgröße wieder. So ermöglicht zum Beispiel bereits die Teilnahme an einem Video-Call mit einem Laptop ohne externes Mikrofon und Kopfhörer zufriedenstellende Ergebnisse. Dafür sorgt unter anderem der Algorithmus des Videodienstes, der Echos, die durch die Wiedergabe über die eingebauten Lautsprecher und die Aufnahme über das interne Mikrofon des Laptops entstehen, effizient unterdrückt. Auch viele Headsets – so lange sie nicht aus dem Pro-Audio-Bereich kommen – wurden konsequent für eine hohe Sprachverständlichkeit entwickelt und greifen zum Teil massiv in das Audiosignal ein. Das ist gut für den Zoom-Call. Aber schlecht für den Podcast.
Denn bei einem Podcast geht es nicht nur um eine hohe Sprachverständlichkeit. Hier liegt die Messlatte weitaus höher: ein Podcast ist ein Medienprodukt mit eigenen Anforderungen, das an die Hörgewohnheiten der Medienkonsument*innen, die wir ja alle in unserer Freizeit sind, anknüpfen können sollte. Und das fängt damit an, dass wir das Format von Hörer*innenseite aus denken sollten – mit allen damit verbundenen Ansprüchen und Vorlieben. Neben dem Nutzen eines Podcasts (z.B. Wissensgewinn, Unterhaltung etc.) ist aus unserer Sicht die Qualität eines Podcasts der wichtigste Anspruch, den Hörer*innen an das Format haben. Dies gilt sowohl für den Inhalt als auch für die Klangästhetik. Wenn wir einen Videodienst für die Aufnahme eines Podcasts verwenden, sollten wir uns daher immer bewusst sein: entscheidend ist das, was aufgenommen wird und welcher Gestaltungsspielraum sich daraus ergibt. Der Zoom-Call ist nur das Vehikel dazu. Denn die Podcasthörer*innen möchten viel lieber das Gefühl haben, mit den Protagonist*innen des Podcasts an einem Tisch zu sitzen. Und nicht in einem Zoom-Call. Es gibt noch einen weiteren Grund, der für eine hohe Audioqualität spricht:
Schlechte Audioqualität ist anstrengend
Intuitiv wird diese Überschrift bei vielen Zustimmung auslösen. Denn dass klirrende Headsets über schlechte, schwankende Datenleitungen auf Dauer zu Stress führen, klingt nachvollziehbar. Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die dies nahe legen. Bereits 2012 konnte eine Forschergruppe der TU Berlin zeigen, dass mit einer zunehmenden Verschlechterung der Audioqualität auch eine Zunahme der Hirnaktivität zu beobachten war – auch in Bereichen, die bei guter Audioqualität nicht angesprochen wurden, was auf Dauer zu Ermüdung und Erschöpfung führen könne. Und in der von Sapio im Auftrag von Epos durchgeführten Studie aus dem Jahr 2020 „Quality Audio: A Sound Investment – the changing role of audio in business“ geben 95% aller Teilnehmer an, dass sie sich in ihrer Konzentration und Effizienz durch schlechte Audio-Qualität beeinträchtigt fühlen.
Einen weiteren Effekt sollten wir ebenfalls nicht außer acht lassen: ist es bei der Aufnahme von Podcasts üblich, dass sich die Teilnehmer per Bild sehen, so fällt diese Komponente für die Hörer*innen weg. Der Fokus bleibt dann ausschließlich auf dem Audioteil – mit all seinen Stärken und Schwächen…
Der Corona-Welpenschutz ist vorbei
Anfang 2020 begegnete uns ab und an dieses Narrativ. Man behauptete, es sei ja jetzt okay, dass die Podcasts mal nicht so gut klingen würden, da man sich ja jetzt nicht mehr im Studio treffen könne. Das sei der Situation geschuldet und die Hörer*innen würden das schon verzeihen.
Bei einem täglichen Nachrichten-Podcast könnte man dieses Argument ja auch noch für ein, zwei Episoden gelten lassen. Aber das tolle an Podcasts ist ja unter anderem, dass viele Episoden auch noch in ein paar Jahren gehört werden. Besonders, wenn es inhaltlich keinen tagesaktuellen Bezug gibt. Und eines Tages wird diese Pandemie vorbei sein. Und was bleibt dann zurück? Ein schlecht klingender Podcast und genervte Hörer*innen. Oder noch schlimmer: weniger Hörer*innen.
Uns hat die aktuelle Situation gezeigt, wieviel Nachholbedarf es mal wieder an allen Fronten gab und gibt. An Tools, an Technik, an Know How. Und da nehmen wir uns selbst natürlich nicht aus. Aber wie kommen wir da raus?
Wie können wir Podcasts besser klingen lassen?
Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller Projektbeteiligten und nimmt sowohl Auftraggeber*in, den Audiodienstleister*in, als auch die aufzunehmenden Podcast-Teilnehmer*innen in die Pflicht. Der Auftraggeber sollte sich vorab im Klaren darüber sein, dass er bei der Beauftragung der Produktion einen gewissen Standard an Audioqualität erreichen möchte und dafür sicherheitshalber etwas zusätzliches Budget einplanen.
Der Audiodienstleister bzw. das Tonstudio sollte den Auftraggeber hinsichtlich der Produktionsmöglichkeiten gut beraten können und bei Bedarf in der Lage sein, zusätzlich Technik an die Podcast-Teilnehmer zu verschicken. Es muss sichergestellt werden, dass Technik verwendet wird, die nicht schon während der Aufnahme die Klangästhetik massiv beeinflusst (zum Beispiel durch nicht geeignete Headsets, siehe oben). Das Studio sollte zudem in der Lage sein, lokale Aufnahmen auf den Rechnern der Podcast-Teilnehmer*innen durchzuführen, um so nicht von schwankenden Internetverbindungen abhängig zu sein (End-to-End-Recording). In jedem Fall sollte er auch darauf achten die Podcast-Teilnehmer*innen gut zu briefen hinsichtlich der Vorbereitung des Recordings und der eingesetzten Technik.
Aber auch die Podcast-Teilnehmer*innen haben eine Mitverantwortung für die Audioqualität des Podcasts: denn in einer Remote-Produktion sind sie Teil des Studios. Es hilft das beste Mikrofon nichts, wenn die Aufnahme in einer halligen Küche stattfindet und während der Aufnahme der Kühlschrank wohlig vor sich hin surrt: Das Mikrofon wird eine hallige Küche mit einem wohlig vor sich hinsurrenden Kühlschrank aufnehmen. Und auch wenn manche nicht so gerne mit Kopfhörern arbeiten – für die Aufnahme eines Remote-Podcasts sind sie ein absolutes Muss.
Es ist in der Postproduktion vieles machbar. Dennoch: es ist ein Mythos, dass ich einfach in mein Laptop spreche und der/die Tontechniker*in im Mix „alles gut klingen lassen“. Für einen qualitativ hochwertigen Podcast müssen wir alle an einem Strang ziehen. Es braucht nicht viel und es ist auch nicht teuer. Packen wir es an!