Uuuund bitte!
„Sprecht bitte ins Mikrofon – Nicht nervös auf der Tischplatte rumtippeln – Handys aus – Und los!“ Wenn die Aufnahme läuft, könnte man denken, dass der Producer sich zurücklehnen kann. Alle Einstellungen sind vorgenommen, die Teilnehmer*innen wurden auf alles hingewiesen, was aus technischer Sicht wichtig zu beachten ist. Endlich freie Zeit.
Doch tatsächlich ist in dieser Phase ein besonders hohes Aufmerksamkeitslevel gefragt. Vieles von dem, was hier schief läuft, kann später vielleicht nicht mehr repariert und was schlicht vergessen wurde aufzunehmen, nicht herbeigezaubert werden. Der Producer überwacht die Aufnahme also technisch, klanglich und inhaltlich.
Struktur schaffen
Ein extrem wichtiger Aspekt eines aufmerksamen Produzenten ist, dass er die Grundsteine legt, um in der Nachbearbeitung zielgerichtet arbeiten zu können. Oder um Dinge noch einmal im Anschluss direkt nach zu hören. Wie schlimm war das Geräusch, als Teilnehmerin 1 beim argumentieren der Kugelschreiber aus der Hand fiel? Ist das authentisch oder machen wir das nochmal?
Wir versuchen eine Aufnahme nach Möglichkeit nicht zu unterbrechen. Das zerstört oft den Flow der Teilnehmer untereinander und stört die Konzentration. Umso wichtiger ist es aber, dass im direkten Anschluss an die Aufnahme kontrolliert und abgestimmt werden kann, ob Dinge noch einmal aufgenommen werden müssen. Das müssen nicht immer technische Gründe wie Störgeräusche oder mangelnde Mikrofondisziplin sein. Manchmal wurde vielleicht vergessen auf etwas hinzuweisen. Beispielsweise ein Social Media Kanal im Abspann. Aber vielleicht war es auch Absicht?
Wer Struktur während der Aufnahme schafft, kann gezielter Dinge abstimmen, die nur ein Außenstehender hört. Denn das ist der Producer: ein Außenstehender. Und ein professioneller Hörer.
Zeit sparen
Mit einer gut strukturierten Aufnahme-Session spart man Zeit in der Nachbearbeitung. Wird die Session zeitnah vom gleichen Producer geschnitten und aufbereitet sowieso. Man steckt noch frisch im Thema und erinnert sich an viele Details. Doch manchmal liegt etwas Zeit zwischen Aufnahme und Schnitt. Und manchmal übernimmt auch ein anderer Kollege oder eine Kollegin den Schnitt. Hier helfen gesetzte Marker in einer Aufnahme-Session, die gezielt auf Ereignisse hinweisen.
Das ist auch der Grund, warum selbst aufnehmen und fremd schneiden lassen sich aus ökonomischer Sicht manches mal selbst torpediert, da das gesparte Geld wieder in längerer Nachbearbeitungszeit investiert werden muss.
Fazit
Producer machen mehr als nur Aufnehmen. Sie betreuen eine Produktion möglichst ganzheitlich. Wie weit er oder sie inhaltlich eintauchen kann und soll, hängt vom jeweiligen Projekt ab. Ein guter Producer nimmt nicht nur auf, sondern hat immer ein Gespür für das Gesamtbild.