Viele Unternehmen setzen für ihren Corporate Podcast auf einen Klassiker: das Interviewformat. Denn die Vorteile liegen auf der Hand. Zum einen lässt sich dieses Podcast-Format vergleichsweise günstig produzieren und schnell umsetzen. Zum anderen ist man mit dieser Form der Kommunikation bestens vertraut: zwei Menschen im Gespräch miteinander.

Nun wird ein Podcast-Konzept entwickelt, ein Sendeplan erstellt, Gäste eingeladen. Und dann ist es endlich so weit: der Tag der ersten Aufnahme. Die Teilnehmer treffen im Studio ein, die rote Lampe leuchtet. Los geht’s!

Aber plötzlich ist alles anders. Das vorher noch so vertraute Gespräch mit dem Kollegen wirkt seltsam bemüht, dazu nicht enden wollende Sätze, viele Floskelwörter wie ähm & Co. behindern den Redefluss. Noch schlimmer: oft wird das wahre Ausmaß erst deutlich, wenn man sich die entstandene Aufnahme anhört. Nach der Bereinigung von Füllwörtern und zu langen Denkpausen stellt man bestürzt fest, dass manche Sätze gar keinen Sinn mehr ergeben und man sich minutenlang von Halbsatz zu Halbsatz gehangelt hat. Das nachträgliche Glätten des Redeflusses erhöht zudem den Aufwand für die Postproduktion erheblich und sorgt schnell für die zwei- bis dreifache Bearbeitungszeit. Und das treibt natürlich auch die Produktionskosten in die Höhe.

Aber was können wir tun, damit Podcasts für unsere Zielgruppe auch wirklich angenehm hörbar werden?

Wir haben mit dem TopExecutiveCoach & Kommunikationsstrategen Dr. Karsten Bredemeier gesprochen, welche Herausforderungen uns besonders vor dem Mikrofon begegnen und wie wir diese meistern können. Der „Rhetoriktherapeut Deutschlands“ (manager magazin) und Mitgründer diverser Unternehmen bzw. Startups  berät namhafte Spitzensportler*innen sowie nationale und internationale Politiker*innen, aber vor allem Manager*innen. Als Autor von 16 Büchern ist er einer der führenden Medientrainer und Kommunikationsstrategen in Europa.

Dr. Karsten Bredemeier Profilbild

Herr Dr. Bredemeier, warum tun sich manche Menschen schwer vor Mikrofon und Kamera?

Ganz einfach, weil ihnen die – häufig – ungewohnte Situation Stress bereitet. Wir sind vielleicht mit Remote-Veranstaltungen vertraut, selten allerdings mit der fokussierten Situation vor Mikrofon und Kamera, moderiert von einem journalistischen Gesprächspartner, der kritische oder auch provozierende Fragen stellt. Während in Western bekanntlich immer die „Guten“ gewinnen, sind es bei medialen Auftritten diejenigen, die am besten vorbereitet sind. Viele Manager beherrschen allerdings auch eine gute Gesprächsführung, die sie dann vor dem Mikrofon aus der Hand geben und versuchen, selbst unverschämte Fragen zu beantworten – bekanntlich gilt deshalb mein bekanntes Motto: „jede Frage legitimiert die Antwort!“

Ein weiterer Grund besteht darin, dass viele das „assoziative Sprechen“ nur begrenzt beherrschen, denn wir sprechen 7-8-mal so schnell, wie unser Gegenüber Gesagtes aufnimmt, haben aber beim Aussprechen eines Satzes ca. 5 Gedanken zeitgleich im Kopf. Und somit entsteht eine „babylonische Sprachverwirrung“, die dann unter Stress auch wahrnehmbar ist… und dann fehlt den meisten die mediale SchlagFertigkeit, die übrigens trainierbar ist.

Welche Schwierigkeiten treten in medialen Gesprächssituation auf? Und was kann man dagegen tun?

Vielen fehlt das Empfinden für soziale Marker, also das Empfinden für die optimale Wirkung. Dazu gibt es eine einfache Formel : 55-38-7, das bedeutet, dass unsere Wirkung zu einem grossen Teil vom Blickkontakt abhängt, zu einem geringeren Anteil sich aus der Korrelation von Körpersprache und Sprache ergibt, und letztlich dem Inhalt eine untergeordnete Rolle verbleibt.

Wir beobachten gelegentlich bei Podcast-Teilnehmer*innen, dass sie sich trotz Briefing und mehrfacher Erinnerung vom Mikrofon wegbewegen, was sich natürlich negativ auf die Soundqualität des Podcasts auswirkt. Was können die Ursachen hierfür sein und wie kann man da gegensteuern?

Das liegt an drei Dingen: 

1. an der mangelnden Erfahrung im Umgang mit Mikrofonen und der begleitenden Technik. Gegensteuern? Medientraining, am einfachsten dann aber auch im Remote-Duktus.

2. Viele setzen ihre Körpersprache falsch ein, denn die Parameter vor Mikrofon und/oder Kamera verschieben sich erheblich. Gegensteuern? Einzeltraining bzw. Coaching.

3. Viele unserer Teilnehmer*innen verwenden auch die falschen Mikrofone – was gerade in den Home-Office-Zeiten irritierend ist. Beispielsweise verfüge ich selbst für meine Online-Veranstaltungen über fünf(!) unterschiedliche Mikrofone bzw. Headsets, die ganz unterschiedliche Qualitäten und Anforderungen abbilden. Gegensteuern? Informieren und ändern😉.

Wenn Sie Podcastern den einen wichtigen Tipp in Sachen Kommunikation und Rhetorik mit auf dem Weg geben würden, welcher wäre das?

Das ist der einzige wichtige Tipp: seien Sie sich bewusst, dass Ihre Auftritte und Aufzeichnungen entscheidend zur Karriere und zu ihrer beruflichen wie persönlichen Reputation beitragen – im negativen wie positiven Ausmaß. Lassen Sie sich einmal gegenschleifen, also online coachen! Das gilt übrigens auch für jeden Online-Auftritt!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Bredemeier!

Weitere Informationen zu Veranstaltungen und Einzelcoachings

Website Herr Dr. Bredemeier oder
über Y. Lennertz per Mail oder Mobil 0172-4444 640